Palliativversorgung in Westfalen-Lippe: Würdevolle Begleitung bis ans Lebensende

Bundesweit einmaliger, kassenübergreifender Vertrag macht’s möglich – Neues Datenportal belegt die Vorteile

Junge Frau hält einem älteren Patienten die Hand
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Dortmund, 11.06.2024. – Es ist ein emotionales Thema, das berührt: die ärztliche Versorgung am Lebensende. Ängste und Vorbehalte spielen dabei häufig eine nicht zu unterschätzende Rolle. In Westfalen-Lippe können sich Patienten im letzten Lebensabschnitt allerdings auf das vertraute Arzt-Patienten-Verhältnis verlassen. Ein Umstand, der Kraft und Halt gibt. Wie gut die Palliativversorgung in Westfalen-Lippe tatsächlich ist, zeigt jetzt ein neues Datenportal, das erstmals deutschlandweite Kennzahlen zur medizinischen Versorgung am Lebensende abbildet.

Die Datenauswertung, vorgenommen von Universitätsklinikum Jena und Barmer, zeigt, dass die Angebote ambulanter und stationärer Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland regional sehr unterschiedlich in Anspruch genommen werden. Qualität, Kosten und Kosteneffektivität der Versorgung variieren dabei stark.

Die Experten der Studie „pallCompare – Palliative Versorgung in Deutschland“ stellen Westfalen-Lippe ein gutes Zeugnis aus. „Versorgte Menschen erhalten dort in den letzten 30 Lebenstagen auch die wenigsten belastenden Behandlungen, zu denen beispielsweise Rettungsdiensteinsätze, Krankenhauseinweisungen, Intensivbehandlungen, Chemotherapien oder künstliche Ernährung zählen – und das bei der im Vergleich höchsten Kosteneffektivität“, heißt es unter anderem in der Auswertung.

Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Bei uns steht das Wohl der Patienten immer an erster Stelle. Insbesondere am Lebensende, denn hier gibt es viele bewegende Schicksale. Viele Menschen, die eine hochwertige Behandlung schlicht verdienen. Die Datenauswertung zeigt einmal mehr sehr deutlich, dass die Palliativversorgung in Westfalen-Lippe höchste Qualitätsansprüche erfüllt. Darauf sind wir stolz, zugleich ist es aber auch Verpflichtung, künftig nicht einen Millimeter nachzulassen.“

Die Grundlage für die ausgezeichnete Versorgung ist der westfälisch-lippische Palliativvertrag, der bundesweit Maßstäbe setzt. Das Besondere an diesem Versorgungsvertrag? Während im überwiegenden Bundesgebiet allgemeine (AAPV) und spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) streng getrennt voneinander organisiert und vergütet werden, gibt es in Westfalen-Lippe sogenannte palliativmedizinische Konsiliardienste. Sobald eine palliative Versorgung notwendig wird, können diese die Hausärztinnen und Hausärzte in der Versorgung von Menschen am Lebensende flexibel unterstützen.

Dr. Spelmeyer: „Dadurch können sich die Patienten, die sich in ihrem letzten Lebensabschnitt befinden, auf das einfühlsame und meist jahrelange Arzt-Patienten-Verhältnis verlassen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir in Westfalen-Lippe diesen Weg gemeinsam mit den Krankenkassen, dem Berufsverband der Palliativmediziner und den niedergelassenen Vertragsärzten gewählt haben.“

SAPV wird immer häufiger genutzt

Das neue Portal wurde durch das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung und das Universitätsklinikum Jena im Rahmen des vom Innovationsfonds geförderten Projektes pallCompare entwickelt.

Den Daten zufolge wird in Deutschland immer häufiger eine SAPV genutzt. So stieg der Anteil von Versicherten, die in ihrem letzten Lebensjahr SAPV erhalten haben, in den Jahren 2016 bis 2021 von 13,3 auf 17,0 Prozent. In Westfalen-Lippe betrug der Anteil im Jahr 2021 sogar 28,4 Prozent. Dabei arbeite der in die hausärztliche Versorgung integrierte Konsiliardienst sogar deutlich kosteneffektiver: In Westfalen-Lippe falle nur ein Fünftel der Kosten an, die im Bundesdurchschnitt für die SAPV zu verzeichnen seien. Damit könne das Modell als günstiges und effektives Vorbild für andere Regionen in Deutschland dienen. – DM

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